Historische Bäche in der Altstadt
Die Offenlegung der Stadtbäche ist ein wichtiger Aspekt der Altstadtsanierung mit historischer Dimension. Wasser als verbindendes Element der Gesamtstadt ist ein bedeutendes Thema des Stadtumbaus. Ziel ist eine lebenswerte Stadtmitte mit unverwechselbarem Profil.
Die Altstadt als Wohn- und Geschäftsstandort aufzuwerten und weitere touristische Anziehungspunkte zu schaffen.
Die Öffnung der Bachläufe gibt dem historischen Stadtbild ein Stück Individualität zurück. Offene Bäche, sanierte Straßenoberflächen und restaurierte, zum Teil begrünte Fassaden tragen erheblich zur Attraktivitätssteigerung bei und erhöhen die Aufenthaltsqualität und den
Erlebniswert der Altstadt.
erster Bauabschnitt
Im ersten Bauabschnitt 2001 – 2002 wurde der Rischebach in der Jüdenstraße bis zur Nordseite des Marktplatzes angehoben und offen gelegt.
zweiter Bauabschnitt
Der zweite Bauabschnitt, die Coswiger Straße, wurde im Jahr 2004 offen gelegt. Langsam füllt sich der Bach mit Leben. Kleine Fische, Pflanzen und Moose beleben die Bachläufe inzwischen wieder.
Historie der Bachoffenlegung
Wittenbergs Bachläufe haben eine spannende Geschichte hinter sich. Die Stadtbäche, Trajuhnscher Bach und Rischebach, sprudelten im Mittelalter munter als offene Bäche durch die befestigte Stadt.Sie waren wichtige Säulen der städtischen Struktur und hatten wirtschaftliche sowie soziale Funktionen.
Die Mühlräder der Kurfürstlichen Amtsmühle am Schlossplatz wurden durch die beiden Bäche angetrieben. Hier waren Brauereien, Gerber und Färber angesiedelt, für die das Bachwasser die Lebensgrundlage bildete. Hinter dem Rathaus hielten die Händler in den mit Frischwasser durchflossenen Becken die Lebendfische aus der Elbe für den Fischmarkt frisch.
Im Zuge der Entfestigung 1873 und der Industrialisierung der Stadt war ein höheres Verkehrsaufkommen zu verzeichnen. Deshalb wurden die Bäche aus Sicherheitsgründen um 1870 bis 1890 kanalisiert und geschlossen. Sie leiteten auch das Abwasser, was mit zunehmender Bevölkerungsdichte zu erhöhter Geruchsbelästigung und anderen hygienischen Problemen führte und ein weiterer Grund für die Abdeckung der Stadtbäche war.
Die Idee zur Öffnung der historischen Bäche entstand Anfang der 90er Jahre im Zusammenhang mit ersten planerischen Überlegungen zur Sanierung und Entwicklung der Altstadt. Vorbereitende Untersuchungen zeigten Missstände im unterirdischen System der Bachläufe auf, die technische Infrastruktur musste erneuert und ausgebaut werden. Um das Element Wasser für die Altstadt wieder erlebbar zu machen, fasste der Stadtrat im Jahr 1995 den Grundsatzbeschluss zur partiellen Öffnung der Stadtbäche.
Bauzeit
Nach einer Bauzeit von nur 5 Monaten und 2 Wochen fließt der geöffnete Trajuhnsche Bach nun auch durch die Collegienstraße, vom Holzmarkt bis zum Markt. Er konnte am 16.11.2006 bei schönstem Wetter symbolisch eingeweiht und damit der Öffentlichkeit übergeben werden.
Die bisher durchgeführten Maßnahmen zur Bachöffnung verzeichneten eine durchweg positive Resonanz bei Bürgern, Besuchern, Händlern und Gastwirten sowie bei Fachleuten. Trotz vieler Diskussionen um Beeinträchtigungen der Geschäfte und Restaurants während der Bauphase haben sich Händler der anliegenden Geschäfte bereit erklärt, die Pflege der Blumenkästen am Geländer entlang des Bachlaufes zu übernehmen.